Als SEO selbstständig machen? Bzw. generell selbständig machen? Das machen doch nur die anderen, oder? Am 1. August 2021 war es soweit, ich verdiente ab sofort mein eigenes Brot.
Voraus ging mein Jobverlust, ein psychisches Loch, das Rausklettern aus dem Loch, das Schreiben meines Business- sowie Finanzplans und die Gründung von Mind & Rocket. Das 1. Jahr der Selbstständigkeit ging rasend schnell vorbei. So schnell wie eine Rakete eben und dass ich mir jetzt im August 2022 das erste Mal zwei Wochen Urlaub nehme (ich hatte es vergessen).
Mit diesem Beitrag teile ich Dir 12 Learnings meiner steilen Lernkurve aus dem ersten Jahr als selbstständige SEO-Expertin. Ich freue mich auf Dein Feedback in den Kommentaren. Oder schreibe mir gerne bei Instagram (@mindandrocket):
Inhaltsverzeichnis & Startrampen für Dich
Toggle1. Als SEO selbstständig machen mit der Gewissheit: Du bist nicht alleine
Meinen Job hatte ich bereits verloren. Angst, dass die Selbstständigkeit nicht klappen könnte, hatte ich trotzdem. Aber was würde passieren, wenn es nicht klappt? Sitze ich dann auf der Straße? Können wir das Haus nicht bezahlen? Lachen mich alle aus, weil ich gescheitert bin?
Es dauerte etwas, aber irgendwann hatte ich die Gewissheit über einen eigenen finanziellen Puffer, dass mein Mann mich (Daniel Kaiser Webentwicklung) unterstützt, ich Freunde wie Elisa Körpergefühl zum Erden habe und dass meine Familie hinter mir steht.
Und nicht zuletzt: Dass Du jetzt einfach mal machen solltest, Dani!
2. Routinen & trotzdem flexibel bleiben
Fakt ist: Ich brauche meine Routinen und bin ein emotionaler Kopfmensch. Aber genau deshalb brauche ich meine Routinen: um drum herum ausbrechen zu können. Immer heißt es dieses „Selbst und ständig“, das nervt.
Eigentlich ist es mehr: SELBSTbestimmt entscheiden, dass ich um 9 beginne und meine To Do’s für den Tag erledigen kann. Das ist ein Erfahrungsprozess und gelingt – je nach Störungslage und Anrufe – mal besser und mal schlechter. Und dass STÄNDIG ein Tag ein anderer und die Aufgaben andere sind, ist für mich die Erfüllung. Früher habe ich mich in bestimmten Angestelltenjobs schnell gelangweilt.
3. Nimm Dir Pausen – vor allem, wenn Du keine Zeit hast
„Jaja, selbst und ständig, ne?“ ist der meistgehörte Satz in diesem Jahr. Und doch muss ich sagen: Jein, so isses dann doch nicht. Wenn Du Dein ganz eigenes Business hast, fühlt es sich nicht so an wie im Angestelltenverhältnis. Du hast ein anderes Verhältnis zu Stress, Deinem Arbeitsplatz und wie Du die Dinge tust.
Ja, das lädt dazu ein, dass man jetzt auch abends arbeiten kann und am Wochenende, weils manchmal einfach Bock macht.
Aber was ich vor allem gemerkt habe: Mit Pausen, d.h. etwas ganz anderes zu tun, was nicht mit meinem Einkommen zu tun hat, kurbelt meine Kreativität umso mehr an.
Ich habe mittags beschlossen in den Baumarkt zu fahren, um am Abend die Pflanzen in den Garten einzugraben? Das mache ich einfach, denn währenddessen fällt mir garantiert die Lösung zu einem Kundenthema ein.
4. Ich bin kein Bauchladen – Du möchtest Dich als SEO selbstständig machen!
Also körperlich bin ich eh kein Bauchladen, obwohl ich bis heute der Meinung bin, dass es für den Nachtisch generell einen extra Magen gibt. Du stimmst mir in diesem Moment zu, gell?
Aber was ich mit diesem Learning sagen will: Zu Beginn habe ich SEO Umsetzung & Social Media Management angeboten. Weil beides in meinem Businessplan inbegriffen war, mir Spaß machte und ich tatsächlich einen offiziellen Zertifikatsabschluss im Bereich Social Media habe (pfff, so what).
So viel zu Theorie und Praxis. Ich merkte schnell, dass mir mein Eigenmarketing für Mind & Rocket in Sachen Social Media völlig ausreichte. Zusätzlich für Kunden deren Betreuung inkl. Contentproduktion abzuwickeln stresste mich schnell. Dazu merkte ich, wie mein Herz einfach bei der Suchmaschinenoptimierung hing. Ich wollte mich doch als SEO selbstständig machen und mich letztlich auch darauf fokussieren.
So habe ich mich zum Jahreswechsel 21/22 vom Kopf und der Website noch mehr auf SEO positioniert. Adé Social Media! Und für meine bestehenden Social Media Kunden habe ich mir eine wunderbare Freelancerin (Carina von Posten mit Plan) ins Team geholt, die mich unterstützt. Beste Entscheidung! #TeamMindandRocket
5. Höre auf Dein Bauchgefühl & sag Nein!
Der potenzielle Kunde benötigt bereits vor der Zusage drei Videocalls und Telefonate, um „sicherzugehen“? Zusätzlich feilscht er noch am Betrag rum, möchte aber undefinierte Ziele erreichen und sich zwischenzeitliche Optionen für andere Richtungen offen lassen?
Falls Du beim Lesen jetzt auch leichte Schweißausbrüche bekommen hast: Richtig, bei diesen potenziellen Kunden klingeln bei mir auch die Alarmglocken. Ist für mich anstrengend. Ich verstehe mein Handwerk, möchte das schlichtweg in Machen umsetzen und meine Arbeitszeit nicht mit rumdiskutieren verschwenden.
Dann verzichte ich gerne auf den kleinen Obolus und lehne die Zusammenarbeit dankend ab. Ich weiß nicht, ob es lediglich an der Gewissheit liegt, dass bisher immer ein anderes, lukrativeres und spannenderes Projekt um die Ecke kam, wenn ich Nein gesagt hatte?!
6. Fokus, Ablenkung & haptische To-Do-Listen
Da man in der Selbstständigkeit für alle Bereiche selbst verantwortlich ist, ist das Smartphone im Online-Bereich ein stetiger Begleiter. Nicht immer leicht, sich nicht ablenken zu lassen. Geb ich zu. „Nur mal schnell“ und so.
Mittlerweile bieten viele Smartphones Auszeit-Funktionen (nutze ich gern für den Feierabend) oder Fokus-Sessions, sodass Du im Zeitraum XY keine Benachrichtigungen erhältst. Anrufe in Abwesenheit können auch später zurückgerufen werden bzw. meistens kommt dann eine E-Mail, auf die ich antworten kann.
Mit den digitalen Tools für To Do’s habe ich es probiert. Gefühlt habe ich alle durch. Aber hier bleibe ich dabei: Eine handgeschriebene Liste für den Tag sortiert mich mehr. Ich hab den Überblick und die Liste für den Fokus vor mir auf dem Schreibtisch.
An erledigte Punkte mache ich einen Haken, streiche ihn genüsslich durch und schmeiße den Zettel anschließend weg. Auf dem Papier ist aus dem Kopf.
Was ich weiter digital führe, sind SEO Tagebücher für meine Kunden und das Zeit-Tracking der Aufgaben.
7. Vernetze Dich mit anderen
Glaubst Du mir, wenn ich Dir sage: Ich bin ein introvertierter Mensch? Zumindest bin ich mehr introvertiert als extrovertiert. Ich dachte nicht, dass die Vernetzung mit anderen Menschen, SEO-Kollegen, Agenturen, Accounts zum einen so viel Spaß machen würde. Zum anderen ist auch heutzutage Vitamin B noch ein relevanter Faktor für coole Projekte. „Kennst Du jemanden, der jemanden kennt“? Und dann hast Du bereits eine positive Referenz/Weiterempfehlung.
Was ich zum Beispiel nur ganz kurz hatte, war die Angst von Mitbewerbern im Bereich SEO. „Es will doch jeder was vom Kuchen und da bin ich doch nur ein ganz kleines Licht“.
Heute denke ich: Der Kuchen ist groß genug und letztlich entscheidest Du, welche Zielgruppe Du als SEO Experte ansprechen möchtest. Und der Kunde entscheidet, mit wem er zusammenarbeiten will.
Offen zu sein, sich zu vernetzen und – vor allem – zusätzlich von Deinen Kontakten und deren Erfahrung lernen zu dürfen ist wertvoll und eines der größten Learnings. Dafür bedanke ich mich besonders bei Jacky von Kaffee & Köpfe, Thomas Pixelschmitt, Victor Frère, Jörg Scholler und Axel Metayer.
8. Als SEO selbstständig machen: Du lernst nie aus!
Als ich meinen SEO Mentor Jörg Scholler angefragt habe, war eine seiner ersten Fragen: „Auf einer Skala von 1-10: Wie gut schätzt Du Dich im Bereich Suchmaschinenoptimierung ein?“. Ich habe geantwortet: 8!
Er meinte, dass nur ganz wenige Mentees sich so hoch einschätzen würden. War ich größenwahnsinnig oder mir meiner Fachkenntnisse einfach so sicher?
Fakt ist: Wenn Du dich als SEO selbstständig machen willst, gibt es selbst im Bereich SEO verschiedene Bereiche, auf die Du Dich spezialisieren kannst. Die Weiterbildung bei Jörg hat mir gezeigt, wo meine Defizite liegen (OffPage-Optimierung & Mindset), an denen ich seitdem arbeite bzw. arbeiten möchte. Oder einen Experten als Kontakt erhalte, der es mir beibringt. Yay!
Und falls Du Dich gewundert hast: Ja, alle erfolgreichen Menschen haben einen Coach oder Mentor an ihrer Seite ?. Absoluter Gamechanger!
9. Mut ist, Dinge zu tun, obwohl Du Angst hast
Den folgenden Satz habe ich im letzten Jahr bestimmt von fünf unabhängigen Personen gesagt bekommen: „Dani, das ist voll mutig.“, „Das ist total mutig von Dir“, „Dani, Du bist mutig, dass Du Dich als SEO selbstständig machen willst!“.
Oh Gott, hatte ich im letzten Jahr viel Angst! Manchmal gab es Momente, da konnte ich gar nicht genau sagen, was mir Angst machte. Angst, meinen Beitrag zur monatlichen Hausrate nicht zahlen zu können. Angst vor dem Versagen sowie Angst vor Kritik. Oder die Angst, ungeschminkt vor die Kamera zu gehen, weil ich „bestimmt voll fertig“ aussehe.
Und dann dachte ich: Ich mach’s jetzt einfach. Jeden Tag wieder und weiter, Schritt für Schritt. Und wie sich im Nachhinein immer rausstellte: Mein Kopf verdient einfach einen Oscar, denn Kopfkino und katastrophisieren kann ich. Es waren oft nur meine unnötigen Gedanken und die dadurch entstandenen Gefühle, die sich blöd anfühlten. Kein Höllenfeuer brach aus oder kein Kunde sagte mir ab, weil ich „total unseriös“ ungeschminkt vor der Kamera war.
Nicht einmal konnte ich meine Hausrate nicht zahlen oder fand ich keine Lösung für eine Herausforderung bei einem Kunden (danke Netzwerk!).
10. Du kannst es nicht jedem (Kunden) recht machen
Ja und dann gibt es trotz Machen, Tun und Schweiß die (Ausnahme-)Kunden, bei denen SEO einfach nicht klappen will. Hier musste und konnte ich glücklicherweise auch relativ schnell unterscheiden, aus welchen Gründen Suchmaschinenoptimierung einfach nicht klappt.
Denn selbst wenn Du als professioneller SEO bei der Umsetzung an einer Website/Domain sitzt, hast Du selten 100%ig allein die Kontrolle darüber. D.h. da werkelt ggfs. noch ein Webentwickler mit rum oder der Inhaber der Website tüftelt auch übereifrig mit.
Wenn dann Empfehlungen ignoriert werden, wie z.B., dass Bilder bitte nicht in gigantischer MB- oder GB-Originalgröße hochgeladen werden sollten oder lieber kleinere JPG-Formate als unnötige PNGs, um die Ladezeiten zu verbessern… Ja, dann kommt der Spruch einer meiner SEO-Kollegen Axel Metayer zum Einsatz „In Schönheit sterben“. Die Bilder sind dann zwar toll anzusehen, aber kacke für SEO (und den Website-Speicherplatz).
Dann muss man aber auch sagen: „Ok, ohne die richtigen Voraussetzungen ist das Erreichen der gewünschten Ziele leider nicht möglich“. Ich kann zwar „SEO magic“, aber Harry Potter braucht zum Zaubern auch seinen Zauberstab.
11. Als SEO selbstständig machen: Weniger arbeiten, mehr schreiben
Von der Literaturbloggerin zur selbstständigen SEO-lerin. So kann man meinen Werdegang (sehr lückenhaft) als Schlagzeile beschreiben. D.h. ich habe mit Brösels Bücherregal ursprünglich mit dem Schreiben von Blogbeiträgen angefangen zu betreiben. Und das Schreiben für den eigenen Blog, dem Nutzer Mehrwert auf meiner eigenen Plattform zu bieten; das kam im 1. Jahr, seit ich mich als SEO selbstständig machen wollte, deutlich zu kurz.
Auf dem Mind & Rocket Blog gab es das ganze Jahr nur den einzigen Blogbeitrag zu Wie funktioniert Instagram? | Die Anfänger-Anleitung. Das soll sich jetzt ab Jahr 2 auf jeden Fall ändern. Auch wenn das heißt, dass ich einen Kunden weniger annehmen kann.
Denn allen Kunden beim Durchstarten ihrer Website oder ihres Webshops zu helfen, ist wirklich ein tolles Gefühl. Es für sich selbst anwenden, dadurch passive Einkommensmöglichkeiten zu generieren und als Unternehmerin zu wachsen, ist ein noch besseres.
Außerdem – und ich denke, ich spreche hier für viele, die eine Dienstleistung anbieten – kommen die eigene Website inkl. Optimierungsmaßnahmen viel zu kurz. Man will ja selbst auch umsetzen, was man nach außen predigt, gell? 😉
12. You can. End of story.
Wenn Du den Text bis hierhin gelesen hast, bedanke ich mich für Deine Zeit und Deine Verweildauer (weil gute Signale für Google ? ). Mir ist klar, dass das erste Jahr Selbstständigkeit noch nichts über den langfristigen Erfolg aussagt. Dennoch bin ich stolz und kann all jenen, die sich in der ein oder anderen Zeile wiedergefunden haben, nur Mut zusprechen: „You can. End of story.“. Dieses Motto habe ich mir übrigens vor kurzem an die Seite meines linken Arms tätowieren lassen.
Das erste Jahr, in dem ich mich als SEO selbstständig machen wollte bzw. gemacht habe, war ein krasses Auf und Ab. Und die Lernkurve war steil.
Letztlich kann ich sagen: Ich bin meistens ausgebucht und verdiene mehr als je zuvor. (Nein, leider keine 100.000€ im Monat, dafür rede ich zu selten mit dem Universum). Es macht mich glücklich, dass der Plan, dass ich mich als SEO selbstständig machen wollte, so gut aufging.
Auf eine Rückfrage, ob ich mir wieder ein Angestelltenverhältnis vorstellen könnte: Das ist aktuell ausgeschlossen. Dafür genieße ich die Vorzüge der Selbstständigkeit zu sehr. Vielleicht habe ich aber in ein paar Monaten dann schon mehr als eine freiberufliche Unterstützung im #TeamMindandRocket. Wer weiß, wie rasant das 2. Jahr wird?!
Begleite mich gerne dabei auf Instagram: @mindandrocket
Servus und danke, Deine Dani Kaiser
SEO-lerin aus Mittelfranken
P.S.: Und nach einem Jahr husteln, freue ich mich nun auf meinen ersten Urlaub von rund 2 Wochen.